Ein ehrwürdiger Ort – dieses alte Franziskanerkloster.
Die Historie dieses Hauses ist interessant und spannend zugleich, eine Geschichte ungezählter Begegnungen.
Wir schreiben den Anfang des 17. Jahrhunderts. Nach der Pestepidemie und den ersten Einfällen der Schweden entschließt sich die Bürgerschaft von Eggenfelden im Jahre 1642 zur Stiftung der großen Marienkapelle zu unserer Lieben Frau – eine Pestgelöbniskirche – die heutige Friedhofskirche. Zu dieser Kapelle entsteht schon bald eine rege Wallfahrt.
Viele Menschen kommen nach Eggenfelden in die Marienkapelle
und schon bald wird Unterstützung durch Ordensgeistliche notwendig.
Der Ordo Fratrum minorum, der Orden der minderen Brüder,
die Franziskaner kommen nach Eggenfelden.
Die ersten sind Pater Johannes Still und Laienbruder Kaspar Rembda.
Sie leben zunächst im Katharinenstift und dann im Lazaretthaus des Marktes.
Pater Johannes Still ist den Menschen nahe, er spricht Verletzten Mut zu und hilft ihnen im Alltag. Als die Pest ausbricht, ist er Seelsorger und Krankenpfleger in einem.
Es wird berichtet, dass der Pater durch seinen mutigen Einsatz den Markt vor der Zerstörung durch die Schweden bewahrt. Der Brunnen vor dem Kloster, er ist von Joseph Michael Neustifter, zeigt dies eindrücklich.
Im Jahre 1649 verstirbt Pater Johannes Still an der Pest.
Seine Mitbrüder wirken in seinem Sinne in Eggenfelden weiter.
In den Jahren 1654 bis 1658 wird dann die Klosterkirche erbaut und dem heiligen Kreuz geweiht.
Im Jahre 1658 beginnt man mit dem Klosterkomplex.
Bereits 80 Jahre später muss die Klosterkirche dann um mehr als die Hälfte nach Osten vergrößert werden.
Während des österreichischen Erbfolgekrieges im Jahre 1744, droht wieder Gefahr für Eggenfelden.
Soldaten sprengen die Stadtmauern und wollen die Häuser der Stadt niederbrennen.
Pater Peter Rudolf Friedel hat die Gabe, mit den Soldaten zu verhandeln.
So kann wieder ein Franziskanerpater Eggenfelden schützen und vor Schlimmerem bewahren. Zu dieser Zeit leben 35 Ordensleute im Kloster.
Im Jahre 1802 wird das Kloster von Staats wegen, gegen den Willen der Eggenfelder Bürger aufgehoben.
Ein Bauer kauft die Gebäude, die sakrale Einrichtung wird billigst veräußert, die Kirche dient in der Folgezeit als Theater, Tanzsaal, Scheune und als Pferdestall. In das Kloster zieht eine Gastwirtschaft ein.
Die Bürger von Eggenfelden lieben jedoch ihr Franziskanerkloster und so bemühten sich Seilermeister Josef Geltinger und weite Kreise der Bevölkerung um die Wiedererrichtung des Klosters.
Etliche Male wird in München vorgesprochen.
Schließlich genehmigt König Ludwig I. die Wiedererrichtung eines Hospizes in den Gebäuden unter der Auflage, dass die Gemeinde alle finanziellen Mittel für Kauf, Einrichtung und Unterhalt selbst aufbringen müsse.
Das ist schnell geschehen. Im Jahre 1833 wird die Kirche zu Ehren des heiligen Antonius von Padua eingeweiht.
Mehr als 100 Jahre später, unter dem Naziregime wird die Klausur dann wiederum aufgehoben, die Keller des Klosters dienen als Luftschutzraum.
In den Jahren 1940/41 beschlagnahmt die Wehrmacht die Kirche
und das Refektorium und das Kloster zur Einquartierung der Panzerjägerkompanie.
Nach dem Abzug der Soldaten belegt die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt die Räume – hier sind hauptsächlich Kinder aus dem Ruhrgebiet untergebracht, auch Lehrlinge des Sozialwerks der Kriegshandwerkerschaft sind einquartiert.
Im Jahre 1945 wird ein Kindergarten im Kloster eingerichtet sowie die von Fronstadt in Schlesien geflüchtete SS Grenadierschule.
Nach Kriegsende bringt die amerikanische Militärregierung im Kloster Überlebende aus Konzentrationslagern unter. Später wird das Kloster vorübergehend Wohnstätte von Heimatvertriebenen.
Bis zum Sommer 2013 leben Franziskanerpatres hier im Kloster Eggenfelden und wirken weit in den Landkreis hinein.
Nach dem Weggang der Patres gründet Frau Andrea Maria Schober im Jahre 2013 das A.S.A.M. – Institut in den Räumen des ehemaligen Klosters.
Viele Gruppen profitieren von der geistlichen und seelischen Inspiration auf unterschiedlichste Art und Weise.
Das Kloster hat wahrlich eine wechselvolle Geschichte! Immer wieder hören wir in dieser Geschichte von Menschen mit ihren ganz eigenen Gaben und Kompetenzen, mit ihren Grenzen.
Könnte das Gebäude erzählen, es wüsste vielerlei Geschichten und Anekdoten. Manches würde uns vielleicht freuen, anderes wütend machen, gar ängstigen oder beschämen, uns seelischen Schmerz spüren lassen…
Was bleibt ist, dass das Fanziskanerkloster mit seinen Patres 370 Jahre für die Menschen weit über Eggenfelden hinaus eine große Bedeutung hat.